Depressionen sind ein schleichender, fieser Prozess. Sie sitzen im Körper und im Kopf – und doch fehlen einem oft die Worte, um zu erklären, was wirklich in einem vorgeht. Sie isolieren, jagen, nehmen einem den Atem. Misstrauen, Gefühlschaos, Tränen und Panikattacken drehen ein viel zu schnelles Karussell. Und obwohl man innerlich ein friedlicher Mensch ist, schafft man ungewollt Distanz. Es ist einsam.

Jedes Mal, wenn man versucht, es zu beschreiben – um Ruhe und Verständnis im Umfeld zu schaffen –, wird man nicht wirklich gehört. Selbst wenn man sich ein stabiles Umfeld aufgebaut hat und alles tut, um es nicht in sich zuzulassen: Die Depression kommt trotzdem. Immer und immer wieder.

Depressionen entstehen nicht immer aus schlechten Erfahrungen; sie können auch vererbt sein. Falco sang 1985 in „Out of the Dark“: Muss ich denn sterben, um zu leben? – eine Zeile, die den Schmerz vieler Betroffener spiegelt. Diese Krankheit nimmt einem so viel Kraft, dass man manchmal denkt, es gäbe keinen Ausweg. Und dennoch schafft man es Tag für Tag aufs Neue, weiterzumachen – in der Hoffnung, dass der nächste Tag etwas gnädiger wird.

Manche Fluchtwege aus diesem schweren Gefühl sind nicht immer gesund: Alkohol, Drogen, Medikamentenabhängigkeit. All das kann die Situation langfristig verschlimmern. Der Depression ist das egal. Aber der Mensch sucht verzweifelt nach einer Insel in sich, auf der er gerettet werden kann

Während wir als Gesellschaft viel Aufmerksamkeit auf Themen wie sexuelle Orientierung richten – die eigentlich Privatsache sind und schon seit Menschengedenken existieren –, gehen andere, wirklich drastische Probleme oft unter. Warum gibt es keine Flagge für Kinder, die tagtäglich Misshandlungen erleiden und dringend Hilfe brauchen? Warum schaffen wir es nicht, diese Themen mit derselben Sichtbarkeit und Dringlichkeit ins Bewusstsein zu bringen.

Auch die Medien tragen Verantwortung. Filme wie Fifty Shades of Grey haben Gewalt und Demütigung in Beziehungen teilweise als „normal“ oder sogar „erotisch“ dargestellt. Doch Liebe sollte niemals mit Gewalt oder Respektlosigkeit gleichgesetzt werden. Sie sollte frei sein von Zwang, von Schlägen, von Fremdgehen.

Die Bilder, Geschichten und Serien, die täglich präsentiert werden, prägen Wahrnehmung – und manchmal oder gar sehr oft gewöhnen Menschen sich an Dinge, die eigentlich ungesund oder zerstörerisch sind. Genau hier braucht es ein Innehalten und den Mut zu sagen: Das ist nicht in Ordnung.


Medien tragen stark dazu bei, Depressionen zu intensivieren. Sie zeigen uns täglich perfekte Körper, scheinbar makellose Leben und ein Glück, das für viele unerreichbar bleibt. Gleichzeitig werden Gewalt, toxische Beziehungen oder Selbstzerstörung oft als „normal“ oder sogar „anziehend“ dargestellt. Wer ohnehin schon mit inneren Kämpfen lebt, fühlt sich dadurch noch kleiner, wertloser, einsamer. Statt Räume für echte Gefühle und Schwäche zu schaffen, werden Masken gefördert. Und genau diese Masken machen es so schwer, Hilfe zu suchen und offen über Depressionen zu sprechen.

Aufgrund der Tatsache, dass viele Menschen versuchen, mit den psychischen Leiden anderer Geld zu verdienen, war es mir wichtig, hier anonym zu bleiben.

„Ihr dürft die Themen wählen, die euch bewegen- ich greife sie auf und werde jede Woche einen neuen Beitrag dazu veröffentlichen.“